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Lost-Places-Tour - Teil 5: Flughafen Tempelhof

Das Vorfeld des ehemaligen Flughafens Berlin Tempelhof mit Rosinenbomber (Foto: Eric)Von 1923 bis 2008 diente der Flughafen Berlin-Tempelhof als wichtiger Knotenpunkt für die Luftfahrt über dem Berliner Luftraum. Eine ganz besondere Rolle spielte er zur Zeit der Teilung Berlins: Die Luftbrücke verband vom 26. Juni 1948 bis 12. Mai 1949 Westberlin mit dem Gebiet der BRD. Die Starts und Landungen erfolgten zum Teil im 90-Sekunden-Takt. Heute liegt das Gelände aber nicht brach: Das Tempelhofer Feld wird für die Freizeitgestaltung genutzt, die Hanger als Ausstellungs- und Messefläche. Man kann die Anlage auf einer Tour besichtigen - meine Erlebnisse lest ihr hier.

Mit etwas Glück steht der alte Rosinenbomber auf dem Vorfeld des ehemaligen Tempelhofer Flughafens. (Foto/HDR: Eric)Der Tag begann um 11:00 Uhr am Haupteingang des GATs (General Aviation Terminal) des Flughafens. Nach der Anmeldung - die Tour wird bei der Tempelhofer Freiheit gebucht und durch die Guides von go2know durchgeführt - ging's direkt los. Die erste Station war das Vorfeld, welches sich ziemlich dicht hinter'm Eingang über eine Treppe erreichen ließ. Großes Glück an diesem Tag: Der alte Rosienenbomber, der sonst nur in einem Hanger steht, war auf dem Vorfeld geparkt. Unglück im Glück: massives Gegenlicht! Der Flieger stand genau unter dem Ende des Vordachs mit der Schnauze in Richtung Gebäude. Hier war also der massive Einsatz von HDR notwendig, um ein gutes Bild zu erhalten (siehe Bild links).

Nachdem ich mich am Rosienenbomber ausgiebig ausgetobt hatte, bin runter in die Gepäckabfertigung gegangen. Dort konnte man die Förderbänder begutachten. Ich war doch überrascht, dass es dort - zumindest in der Abfertigung, wo ich war - recht übersichtlich aussah. Zwei lange Bänder in einem langen, leeren Raum, der mich irgendwie stark an eine Tiefgarage erinnerte. Durch eine Tür und über eine Treppe lief ich weiter ins Herz des Gebäudes - die Abfertigungshalle für Passagiere. Die Abfertigungshalle ist zwar nicht riesig, bringt den Betrachter aber auch zum Staunen. (Foto: Eric)Sie ist eine große Halle mit Säulen und hohen Fenstern auf beiden Seiten. Über den Eingangstüren prangt noch der Schriftzug "Der Tagesspiegel", gegenüber reihen sich die vielen Schalter auf. Die große Anzeigetafel listet schon lange keine Ankünft oder Abflüge mehr auf. Auch die dekorativen Segelflieger und Exponate im Zentrum der Halle sind verschwunden. Kaum vorstellbar, dass hier nach der Wende noch bis zu 4 Millionen Reisende pro Jahr abgefertigt wurden.

Bevor ich weiterging, machte ich noch einen kleinen Abstecher in die alte Basketballhalle, die von den amerikanischen Streitkräften errichtet wurde. Da ich hier allein war, konnte ich wieder experimentieren. Ich wollte eine neue, ungewöhnliche Perspektive finden - so, wie sie auch bei Profispielen zu sehen ist: von oben in den Korb. Ich wendete also wieder die Arm-Verlängerungs-Technik an, wie ich sie schon in Wünsdorf an der Lenin-Statue genutzt hatte: Dank ungewöhnlicher Perspektive ein besonderes Foto: Die Basketballhalle über der Abfertigungshalle. (Foto: Eric)Das Stativ auf maximale Länge ausfahren, den Selbstauslöser aktivieren und die Kamera dann so mit dem Stativ nach oben schieben. Die Kamera konnte ich dann am oberen Rand des Bretts einhaken, um Verwacklungen zu vermeiden. Das 10mm Fisheye erzeugte ein krasses Motiv.

Im Seitenflügel konnte man eine imposante Wendeltreppe von unten und oben (10. Stock) ablichten. (Foto: Eric)Anschließend ging es über einen Innenhof in einen Seitenflügel. Dort gab es nicht viel Besonderes, außer die große, rechteckige Wendeltreppe, die über zehn Stockwerke nach oben führt. Ein toller Anblick, sowohl von unten als auch von oben.

Einen kleinen Abstecher gab's noch in den Heizungskeller. Brütende Hitze und laute Maschinen, denn dort ist immer noch Betrieb für die Warmwasserversorgung. Die letzte Station war schließlich das ehemalige Flughafenhotel. Es muss früher sehr prunkvoll dort gewesen sein, denn die übrig gebliebenen Details erzählen ihre Geschichte. Ein alter Ballsaal, verziehrte Treppengeländer und eine denkmalgeschützte alte Fliegerbar, verziert mit zahlreichen Aufkleber - Fotografen können sich hier kreativ auslassen.

Die Zimmer sind leer, aber die langen Gänge im ehemaligen Flughafenhotel erzeugen tolle Perspektiven. (Foto: Eric)Die Tour hat viel Spaß gemacht, allerdings ist sie nur vier Stunden lang und wurde leider allzu oft - zum Ärgernis der Fotografen und unserer Guides - von anderen Besuchern oder Messeangehörigen gestört, weil sie trotz freundlichem Hinweis rücksichtslos durchs Bild liefen. Hier schien mir, dass die Tempelhofer Freiheit den Anspruch einer Foto-Tour im go2know-Style doch etwas vergessen hatte. Mit ein wenig Geduld hat man aber dennoch genug Zeit gehabt, um sich alles anzugucken, die Details einzufangen und den Charme des Ortes auf sich wirken zu lassen. Lost Places, das müssen nicht nur alte Kliniken sein. Auch ein ehemaliger Flughafen ist definitiv einen Besuch wert!


Technik-Check:

Wie auch bei meinen anderen Touren bin ich mit zwei Kameras vor Ort gewesen: Canon EOS 5D Mark III und EOS 7D. Zwei Kameras haben eben einfach den Vorteil, dass ständige und lästige Objektivwechsel zum Großteil eliminiert werden. Mit zwei Platten für den Stativkopf ist man also schon ein ganzes Stück flexibler und kann schnell reagieren und Zeit sparen. Als Objektive kamen das EF 2.8/24-70mm, das EF 2.8/70-200mm, das EF 1.8/50mm, das Sigma EF 3.5/10-20mm sowie das Sigma 2.8/10mm Fisheye zum Einsatz - eine gute Kombination, um allen Motiven gerecht zu werden. Stativ ist wie immer bei dunklen Räumen Pflicht. Für die Abfertigungshalle kam dazu noch ein Nodalpunktadapter für ein Kugelpanorama zum Einsatz.

 



Teil 1 - Hohenlychen
Teil 2 - FDJ-Hochschule am Bogensee
Teil 3 - Wünsdorf, das Haus der Offiziere
Teil 4 - Beelitzer Heilstätten, Frauenklinik