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Geschichte der Fotografie - Teil 4 - 1990 bis zur Gegenwart
- Veröffentlicht am 06. Juni 2014
Die digitale Revolution
Die digitale Revolution nahm ab den 1990er Jahren Fahrt auf. Der erste digitale CCD-Chip wurde 1970 von den Bell Laboratories entwickelt, kommerziell produziert (und erhältlich) wurden die ersten Chips mit einer Auflösung von 100x100 Pixeln (0,1 Megapixel) ab 1973 von Fairchild Imaging. Als erstes Modell einer Digitalkamera gilt ein von Steven J. Sasson für Kodak entwickeltes Modell mit eben jenem Sensor. Die Kamera wog gut vier Kilogramm und benötigte gut 23 Sekunden zum Speichern eines Bildes. Kommerzielle erhältlich waren Digitalkameras ab 1976 mit der Fairchild MV-101.
Bedeutend wurde die Digitalfotografie ab 1991 durch die Vorstellung erster Profisysteme von Kodak und Nikon (Digital Camera System, kurz DCS). Minolta folgte 1995 mit der Minolta RD-175 und 1,75 Megapixeln Auflösung. Eingesetzt wurden die Apparate zunächst überwiegend in Profibereichen wie Werbe- und Modefotografie, der Sportfotografie und auch der Reportagefotografie. Als namhafte Hersteller Mitte der 1990er Jahre sind Apple, Canon, Casio, Konica Minolta, Nikon, Olympus und Sony zu nennen. Kyocera verbaute 2002 erstmals einen Vollformatsensor in (zugegebenermaßen widersprüchlicher Bennenung) Kleinbildgröße in einer digitalen Spiegelreflexkamera (DSLR). Im Jahre 2004 sind die Auflösungen um die 5 Megapixel Standard. Hochwertige Kameras liefern Auflösungen bis über 30 Megapixel. Ebenso taucht immer mehr Computersoftware auf, die den Inhalt der Digitalfotos manipulieren können, die bekannteste wohl Adobe Photoshop.
Heute gibt es Kameras, abseits der bekannten Fotoapparate, in vielen verschiedenen anderen Geräten. Heute hat fast jedes Mobiltelefon eine integrierte Kamera mit fünf, acht oder mehr Megapixeln. Das Nokia 808 besitzt sogar einen Sensor mit satten 41 Megapixeln. Auch in vielen Laptops sind Webcams integriert. Portable Konsolen wie Nintendos 3DS können bereits Bilder in 3D auf Knopfdruck anfertigen. Aber auch die Zahl der Kameraneuvorstellungen ist immens. Bereits 2003 sind im Laufe des Jahres 1463 neue Modelle vorgestellt worden.
Fotografie heute und morgen
Die Zukunft hat einiges zu bieten. Neben der immer stärkeren Automatisierung – Kameras beherrschen inzwischen die vollautomatische Panorama-, HDR- und 3D-Bild-Erstellung – scheint auch die Pixelzahl immer weiter zu steigen, obwohl hier langsam die Frage nach dem Sinn gestellt werden könnte. Neue Systeme wie spiegellose Systemkameras erobern zunehmend den Mark und schließen die klaffende Lücke zwischen Spiegelreflex und Kompaktkamera. Weiterhin werden die Serienbildfunktionen der Kameras immer schneller. So können Spiegelreflexkameras bis zu 14 Bilder in der Sekunde aufnehmen. Spiegellose Kompakte bis über 30 Bilder pro Sekunde.
Doch auch die Bildbearbeitung hat in der modernen Zeit eine äußerst gefestigte Stellung. Bilder für Werbung und Modezeitschrift werden massiv aufgehübscht, dem Kunden somit Perfektion suggeriert. Oft ist eine Bearbeitung schon gar nicht mehr von der Realität zu unterscheiden. In diesem Punkt zeigt sich auch eine negative Seite des Trends – die Fotografie geht über die Realität hinaus. Dem Hobbyfotografen bieten sich aber seit der Digitalisierung der Fotografie zahllose neue Möglichkeiten, sich zu verwirklichen. Das gesamte Feld der Mutli-Shot-Techniken ist so erst finanziell erschwinglich, oft gar überhaupt erst möglich geworden. Montagen und Composings bieten kreativen Freiraum, dem nur die eigene Fantasie Grenzen setzt.
Was die weitere Zukunft bringt, wird sich zeigen. Im Zusammenhang mit den Möglichkeiten des Internets tun sich fast täglich neue Wege der Präsentation und der Verbreitung, aber auch neue Probleme in Form von Bild- und Urheberrechtsfragen auf.