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Geschichte der Fotografie - Teil 2 - 1839 bis 1900
- Veröffentlicht am 06. Juni 2014
Fortschritt durch Kalotypie und Negativverfahren
Im gleichen Zeitraum wie Daguerre experimentierte William Henry Fox Talbot (1800 – 1877) mit „fotogenischen Zeichnungen“, bei dem mit Kochsalzlösung und Silbernitratlösung getränktes Papier auf einen Gegenstand legt, dessen Struktur sich unter Lichteinwirkung durchzeichnete. Auch er nutzte dieses Verfahren schließlich in Verbindung mit einer Camera obscura (Argyrotypie) und lies seine stetig verbesserte Erfindung schließlich 1841 unter dem Begriff „Kalotypie“ patentieren, auch wenn sie eher unter der nach ihm benannten Bezeichnung „Talbotypie“ bekannt wurde. Bei diesem Verfahren entstand aber nicht wie zuvor ein Positiv. Die Helligkeitsgrade waren umgekehrt. Jedoch erkannte Talbot, dass er dieses (weiterbehandelte) Negativ, getränkt in heißem Wachs, durchsichtig machen konnte. Mit einem Kontaktabzugsverfahren war es nun erstmals möglich, Bilder beliebig oft zu reproduzieren.
Die Filmrolle für den Massenmarkt
George Eastman (1854 – 1932) griff diese Idee wiederum auf und meldete gemeinsam mit William Walker ein Patent auf den Rollfilm an, nachdem er zuvor fotografische Trockenplatten (seit 1881) und ab 1884 Negativpapier entwickelte. Die ersten Kameras seines Unternehmens folgten. 1888 erschien die legendäre Kodak Nr. 1, die der Vermarktung seiner Rollfilme mit Papierhintergrund dienen sollte. Aufgrund der notwendigen Übertragung von Papier auf Glas ersetzte eine transparente Variante auf Zelluloidunterlage den Rollfilm und Eastman lies dies als „American Film“ patentieren. Es folgte ein Rechtsstreit mit Hannibal Goodwin, welcher diese Art des Rollfilms schon zuvor patentieren ließ. Trotz des Verlustes des Patentes hatte Eastman bis dahin schon eine marktbeherrschende Stellung inne. Durch geschicktes Marketing schaffte es Eastman, einen neuen Massenmarkt zu erschließen: Mit dem bekannten Slogan „You Press the Button, We Do the Rest“ („Sie drücken den Knopf, wir machen den Rest“) wurde 1888 das Kodak-Standard-Modell für den Monatslohn eines Fabrikarbeiters verkauft, 1900 war die „Brownie-Kamera“ mit bereits eingelegtem Film für einen Dollar erhältlich (das Durchschnittseinkommen lag in dem Jahr bei etwa 438$ pro Jahr). Die Marke Kodak war geboren.
Es folgte die beidseitige Perforation des Randes eines Rollfilmes durch William Kennedy Laurie Dickson (1860 – 1935) im Jahre 1893, der Kinefilm, mit dem man nun auch Bewegtbilder aufnehmen konnte, war geboren. Aus ihm ging auch der 35-mm-Film hervor, der zunächst nur als Filmformat für Kinos, schließlich aber auch Standard-Format in der Fotografie wurde. Auch heute noch werden Brennweiten von Objektiven hinsichtlich ihrer Wirkung auf dieses Format verglichen (Kleinbildbrennweite). Schon 1891 wurde die Möglichkeit der Einkapselung geschaffen. Filme konnten dadurch auch bei Tageslicht gewechselt werden. Der moderne (Foto-)Film war geschaffen und hat bis in die Gegenwart Bestand.