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Herbst im Fokus: Mehr als schlechtes Wetter
- Veröffentlicht am 10. November 2017
Der Herbst hat wahrlich viele Gesichter. Und diese sollte jeder Fotograf kennen und nutzen. In kaum einer anderen Jahreszeit verändert sich die Natur so stark und zeigt so viele Facetten: Von Grün über Gelb und Orange bis Rot explodieren die Farben in den Bäumen. Das Wetter bietet von milden Sonnenstrahlen und lichten Momenten über Dunst und Nebel bis hin zu Niesel- und Dauerregen eine riesige Bandbreite an Szenarien, die alle wieder andere Motive mitbringen. Ich habe aus diesem und dem letzten Herbst einige Motive zusammengetragen und möchte euch meine persönliche fotografische Herangehensweise an diese Jahreszeit zeigen und auch, wie viel sie eigentlich zu bieten hat!
Laub inszenieren
Der erste Gedanke beim Stichwort "Herbst" ist sicherlich, dass die Blätter fallen. Und das ist auch schon ein erster, gut umsetzbarer Batzen Motive: Ob Detailaufnahmen oder das "große Ganze", mit einem durchdachten Hintergrund bietet der Herbst genügend Ansätze für tolle Herbstfotos. Gefallenes Laub stumpf "von oben", also aus Augenhöhe zu fotografieren, wirkt schnell langweilig. Warum sich also nicht mal in den Dreck werfen und aus tiefstmöglicher Perspektive aufnehmen? Am späten Nachmittag kann man noch probieren, die Sonne mit in den Bildausschnit zu bekommen - sie leuchtet die Blätter aus tiefem Winkel an und lässt sie aufleuchten. Doch auf der Blick nach oben kann sich lohnen: Dicht am Baumstamm stehend kann man bis weit in die Baumkrone blicken und die Äste und Zweige erzeugen Führungslinien durch das bunte Laubdach. Formatfüllend zu fotografieren - zum Beispiel Blätter am Baum - bringt das Motiv näher zum Betrachter. Haben alle Blätter auch noch ähnliche Färbung, entsteht ein sehr homogenes Motiv. Manchmal muss man auch etwas suchen, bevor man den perfekten Bildausschnitt findet. Zuletzt sei auch noch der Komplementärkontrast erwähnt: Rotes Laub vor (noch) grünem Hintergrund steigert die gefühlte Intensität der Farben - in jedem Fall ein Hingucker.
Im Stadtpark auf Motivjagd
Parks und Friedhöfe sind gute "Jagdgründe" für herbstliche Motive. Die bunt gefärbten Bäume bieten neben Detailsaufnahmen des Laubs auch im Ensemble mit der Umgebung einen Farbrausch, wie ihn keine andere Jahreszeit bietet. Viele Tiere sammeln Vorräte für den Winter. In Parks sind sie oft an Menschen gewöhnt, sodass man sich ihnen recht weit annähern kann. Ich selbst habe das Glück, direkt an einer grünen Oase, am Ostfriedhof, in München zu wohnen und verbringe dort auch viel Zeit. An einem Gräberfeld lebt ein Eichhörnchen, welches sogar so zutraulich ist, dass es aus der Hand frisst - ein dankbares Fotomotiv, dem man aber auch mit Respekt zu begegnen hat und das es zu schützen gilt.
Die Gunst des Wetters nutzen
Nebel und Regen sind primär ein Grund, das Wochenende mit Netflix im Bett zu verbringen. Doch als ambitionierter Fotograf nutzt man selbst schlechtes Wetter zu seinem Vorteil. Nebel generiert wunderbar minimalistische Szenerien, die man als Hauptmotiv oder auch als Kulisse nutzen kann. Kommen im Spätherbst Nachtfröste hinzu, kann der Nebel auch zu bizarren Strukturen an Zweigen und Blätter gefrieren. Ebenson kann man den Regen zu seinem Vorteil nutzen: Ob eine Schwarzweißansicht einer Pfütze mit Gegenlicht oder die Tropfen an der Fensterscheibe auf Makro-Distanz - Motive gibt es genug! Nicht zuletzt gibt es im Herbst aber auch sonnige Tage, an denen abends Dunst aufsteigt - dieser streut das Licht besonders stark und zaubert goldene Momente in einer sonst recht ungemütlichen Jahreszeit.