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Canon EOS 7D Mark II – Erster Eindruck
- Veröffentlicht am 09. Februar 2015
Zur Photokina 2014 ist sie endlich enthüllt worden, doch selbst jetzt, vier Monate später, ist sie kaum zu bekommen: Die EOS 7D Mark II, das neue Flagschiff mit APS-C-Sensor aus dem Hause Canon. Fünf lange Jahre mussten die Fotografen warten, bis die erfolgreiche 7D einen Nachfolger spendiert bekam – die Erwartungen waren entsprechend hoch. Ich habe die 7D Mark II vom Hersteller für einen Test zur Verfügung bekommen. Bevor ich ein endgültiges Urteil abgebe, hier meine ersten Eindrücke.
Ganz ehrlich: Die 7D Mark II endlich in den eigenen Händen zu halten, mit ihr zu fotografieren, das macht verdammt Spaß. Von vorn gleicht sie auf den ersten Blick dem Vorgänger – nur das kleine Schild "Mark II" verrät das neue Modell. Die Rückseite offenbart aber, dass Canon die neue DSLR ziemlich hoch in seinem Portfolio anordnet: Das Tastenlayout erinnert stark an die Vollformat 5D Mark III. Und ein zusätzliches Bedienelement macht auf sich aufmerksam: Um den Joystick herum ist ein Hebelschalter integriert, der nach Belieben konfiguriert werden kann. So kann man beispielsweise Fokus-Funktionen schnell aufrufen oder – so wie ich – bei gehaltenem Hebelschalter und betätigtem Drehrad den ISO schnell anpassen.
Absolutes Highlight ist das Fokussystem. Nicht nur ist die Anzahl der AF-Punkte (allesamt Kreuzsensoren) auf sage und schreibe 65 erhöht worden, die durch sie abgedeckte im Sucher ist auch größer als zuvor. Dadurch kann man präzise fokussieren, ohne anschließend noch einmal den Bildausschnitt verändern zu müssen, wenn ein Motiv mal am Rande liegt. Das Fokussieren an sich geht blitzschnell von statten (zumindest mit geeigneten Objektiven – zum Beispiel mit USM- oder STM-Motor). Auch die Präzision hat mich voll überzeugt: selbst bei schwierigen, vielschichtigen Motiven trifft die Kamera exakt den anvisierten Punkt.
Im Live-View greift der neue Dual-Pixel-AF. Und der hat es in sich. Nicht nur geht das Scharfstellen genauso schnell wie beim herkömmlichen Fokus, sondern ist gut konfigurierbar und höchst präzise (siehe Foto vom Schmetterling).
Die Serienbildgeschwindigkeit ist im Vergleich zu Konkurrenzmodellen mit zehn Fotos pro Sekunde angenehm schnell und beherrschbar. Zum Vergleich: Samsungs Top-APS-C, die NX1, schafft 15 fps – ist damit aber auch ein Speicherplatzfresser. Die Serienbildrate kann im wohlgeordneten Menü angepasst werden. Auch einen langsameren sowie einen leisen Modus gibt es. In Folge schafft die 7D Mark II 36 Bilder im RAW-Format – das macht etwa drei einhalb Sekunden "Abenteuer Dauerfeuer". Geht man davon aus, dass die Serienbildfunktion mit Bedacht genutzt wird, sollte der Puffer ausreichend sein. Im JPG-Format gibt es praktisch keine Limitierungen.
Die Abbildungsleistung des Sensors begeistert auf den ersten Blick. Wiederum ausgehend davon, dass ein sehr hochwertiges Objektiv verwendet wird, löst der 20,2-Megapixel-Sensor selbst extrem feine Strukturen wie Haare sehr fein auf. Mit dem EF 24-105mm L fallen feine Strukturen zunehmend flau aus, was jedoch auch dem Objektiv zu Lasten gelegt werden muss.
Das Rauschverhalten lässt Luft nach oben. In ersten Sichttests liegt das Rauschen nur bedingt unter der fünf Jahre alten EOS 7D und reicht auch nicht wirklich an die EOS 5D Mark III ran. Zugegeben, nach fünf Jahren Entwicklungszeit seit dem erfolgreichen Vorgänger waren die Erwartungen auch sehr hoch – die 7D Mark II konnte also fast nur enttäuschen, denn Wunder vollbringen Sensor und der Dual DIGIC 6 leider nicht. Meine eigenen Erwartungen sind mit der Zeit auch in die Höhe geschossen. Nach längerem Testen komme ich aber nicht umhin zu sagen, dass es hier wirklich hätte etwas besser sein dürfen.
Insgesamt hat Canon seine Käufer nicht enttäuscht und präsentiert mit der neuen Spiegelreflexkamera ein tolles Gesamtpaket, da nur an einigen Stellen Makel aufweist: Warum kein WLAN in Zeiten der digitalen Vernetzung? Warum rauscht die Kamera doch so stark? Warum führt der Fokus bei Full HD mit 60fps nicht mehr automatisch nach?
Auf der anderen Seite arbeitet der Dual-Pixel-AF gefühlt schon besser als der normale Autofokus. Die Kamera hat ein exzellentes Gehäuse, das perfekt in der Hand liegt und hohen Komfort bei der Bedienung bietet. Die Einstelloptionen sind so vielfältig, dass man nicht umhin kommt, das Handbuch genau zu studieren – und das ist an dieser Stelle ein Lob, denn nie zuvor konnte man als Fotograf so viel an seiner APS-C kontrollieren, personalisieren und präzisieren. GPS ist ebenso an Bord wie ein fortschrittlicher Videomodus, der besonders mit STM-Objektiven verdammt viel Spaß macht. Und zu alledem: die Fotos sehen einfach – entschuldigt mir diesen Ausdruck – "leider geil" aus!