Loading
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9

Blog

Samsung NX1 überzeugt als Top-DSLM

Mit seinem neuen Flaggschiff der NX-Serie wagt sich Samsung auf den Profi-Markt. Die NX1 erhebt schon auf dem Datenblatt alle Ansprüche, ganz oben mitspielen zu wollen: 28 Megapixel APS-C-Sensor, 15 Fotos pro Sekunde, Tracking-Fokus und üppige Ausstattung. Im Test erkläre ich, warum Samsungs Ambitionen gute Aussicht auf Erfolg haben. Das Test-Modell hat Samsung leihweise zur Verfügung gestellt. Die Firmware war auf der Version 1.01.

Die Samsung NX1 ist eine DSLM auf Profi-Niveau (Foto: Eric)

Die NX1 kommt in einem kleinen Karton daher, der neben der Kamera auch einen Akku, ein Ladekabel, eine Kurzanleitung sowie die Software Adobe Lightroom 5 beinhaltet. Letzteres ist eine nützliche Zugabe, um die Fotos schnell und effektiv zu verwalten und zu bearbeiten.


Heller, scharfer Sucher

Die Kamera gehört der Klasse der spiegellosen Systemkameras an, das bedeutet, dass sie keinen Klappspiegel hat, welcher das Bild in einen optischen Sucher umleiten würde. Stattdessen kann das Motiv live über den Monitor anvisiert werden oder im elektronischen Sucher betrachtet werden. Den hat Samsung gut durchdacht: Er löst hoch auf und blendet auf Wunsch alle benötigten Infos und sogar eine elektronische Wasserwaage ein. Im Test arbeitet der Sucher anstandslos und schnell, das Bild ist jederzeit klar erkennbar und hell. In einigen Situationen schießt der Sucher aber über das Ziel hinaus und gibt das Gesehene zu hell wieder. Dem Hersteller ist dieses Problem aber bereits bekant.

Hinter dem Bajonett befindet sich kein Spiegel, sondern direkt der APS-C-Bildsensor (Foto: Eric)


Angenehme Bedienung

Die Handhabung ist sehr einfach, wenn auch komplex. Das robuste und staubdichte Gehäuse liegt sehr gut in größeren und kleineren Händen, die Bedienelemente sind gut erreichbar. Es gibt drei Wählräder, eines auf der Oberseite und zwei auf der Rückseite. In das große Trackingrad sind vier Richtungstasten integriert, die frei programmiert werden können. Weitere vier Tasten für Fokus-Betriebswahl, ISO-Empfindlichkeit, Weißabgleich und Belichtungsmessung sind kombiniert mit einem Wählrad für die Serienbildgeschwindigkeit auf der linken Oberseite. Man müsste für diese Bedienelemente die Hand eigentlich vom Objektiv absetzen, doch dafür hat sich Samsung eine clevere Lösung einfallen lassen: In die neuerem Premium-Objektive hat der Hersteller einen günstig platzierten Knopf eingebaut, der alle Parameter der Kamera schnell und erfreulich simpel zugänglich macht. Für diese „iFunction“-genannte Taste braucht man nicht einmal die Finger vom Objektiv zu nehmen.

Neben der Betriebswahl enthält das Rad auch noch vier Knöpfe (Foto: Eric)

Der Button


Klein und trotzdem groß

Trotz des fehlenden Klappspiegels im Inneren fällt das Gehäuse nicht ganz so klein aus wie die Modelle der Konkurrenz. Sonys Alpha 7-Reihe passt fast schon in die Hosentasche. Doch darauf hat es die NX1 gar nicht abgesehen. Sie liegt bei letztlich geringeren Ausmaßen und weniger Gewicht (550 Gramm) genauso gut in der Hand wie die „großen“ Spiegelreflex-Modell und bietet jeden Komfort dieser Modelle. Auch die Objektive fallen kleiner aus als ihre DSLR-Äquivalente. Das macht die NX1 zu einem angenehmeren Reisebegleiter, wenn das Gewicht für Gepäck beschränkt ist.

Neben dem Kamerabody sind auch die Objektive kleiner als bei SLRs (Foto: Eric)


Schnell, schneller, NX1

Ausgerichtet ist die NX1 ausdrücklich auf Sport und Action. Die Serienbildgeschwindigkeit ist mit 15 Bilder pro Sekunde schneller als jede andere Kamera in der APS-C-Klasse (APS-C-Sensoren fallen etwas kleiner aus als bei den Vollformat-Kameras). Wem das zu schnell ist, der kann die Geschwindigkeit in Stufen herunterregeln, denn 15 fps erfordern auch ein gutes Maß an Beherrschung, denn gerade im Rohdatenformat ist die SD-Speicherkarte bei dieser Datenflut sehr schnell voll. Den Turbo hält die NX1 für etwa fünf Sekunden durch (etwa 70 Bilder). Doch dabei bleibt es noch nicht, denn trotz der enormen Geschwindigkeit schafft es die Kamera, bewegte Objekte zu erkennen und zu verfolgen. Es braucht zwar etwas Übung, doch sind dann gute Ausbeuten beim Fotografieren selbst schneller Motive möglich.

Die NX1 ist für alle fotografischen Felder gerüstet (Foto: Eric)

Den richtigen Augenblick einzufangen, ist mit der NX1 danke 15 fps und Tracking-Fokus kein Problem (Foto: Eric)

Doch verwehrt sich die NX1 auch anderen Feldern der Fotografie nicht. Der verbaute Sensor liefert bei Portraits gestochen scharfe Ergebnisse, macht auch bei Dunkelheit eine gute Figur und Stillleben-Liebhaber freuen sich über das (leider ausschließlich) klappbare Display. Dank der 28 Megapixel hohen Auflösung sind zudem starke Vergrößerungen und Ausschnitte oder auch großformatige Ausdruck möglich.

Dank 28 Megapixel sind starke Vergrößerungen möglich (Foto: Eric)In der 100-Prozent-Ansicht sind viele Details zu erkennen (Foto: Eric)


Autofokus mit Manko

Der Fokus der NX1 arbeitet kontrastbasiert über den Bildsensor und arbeitet fast immer sehr schnell und sehr präzise. Auch bei geringstem Restlicht findet er das anvisierte Motiv treffsicher. Im Gegenteil dazu stößt er schnell an eine Grenze, was Spitzlichter und das Fotografieren gegen starke Lichtquellen angeht. Hier versagt der Fokus zusehends und findet sein Ziel nicht oder falsch – auch darüber hat Samsung bereits Kenntnis. Besonders auffällig ist das, wenn man versucht, den Mond zu fotografieren. Hier bleibt nichts anderes übrig, als auf den manuellen Fokus zurückzugreifen. Bei diesem hat sich Samsung den Vorzug der Sensor-basierten Fokussierung zunutze gemacht – erkennt die Kamera scharfe Kanten, markiert sie diese auf Wunsch mit einem weißen oder farbigen Saum. Je mehr Säume die Kamera ausgibt, desto präziser hat man fokussiert.

Spitze Lichtquellen wie den Mond fotografiert man am besten mit manuellem Fokus (Foto: Eric)


Ausstattung lässt keine Wünsche offen

In der übrigen Ausstattung hat Samsung nicht gespart, die Wünsche von Fotografen zu erfüllen. Neben dem guten Sucher und dem durchdachten Layout verfügt das mit 1,04 Millionen Pixeln auflösende 3-Zoll-Super-AMOLED-Display über präzise Touch-Steuerung, die oft an die Smartphone-Steuerung erinnert. Der Sucher verfügt über einen Augensensor, der das Display automatisch abdunkelt, und ein kleines beleuchtbares Kontrolldisplay auf der Oberseite fasst die aktuellen Einstellungen jederzeit übersichtlich zusammen. Per WLAN, Bluetooth und NFC kann sich die NX1 mit Android- und iOS-Smartphones verbinden. Eine entsprechende App, über die die Bilder angeschaut und die Kamera ferngesteuert werden kann, bietet Samsung kostenlos an. Auch die GPS-Daten können per Bluetooth abgespeichert werden – ein integriertes GPS-Modul gibt es nicht. Bilder übertragt die Kamera per Micro-HDMI und USB-3.0-Anschlüsse, über letzteren wird die Kamera auch aufgeladen. Für die Audio-Übertragung sorgen 3,5mm-Klinkenanschlüsse für Kopfhörer und Mikrofon. Auch ein Blitz ist mit an Board.

Das Klappdisplay der NX1 lässt sich per Touch bedienen (Foto: Eric)

Ein Kontrolldisplay auf der Oberseite fasst die wichtigsten Infos zusammen (Foto: Eric)

Einen Schritt in die Zukunft geht Samsung auch beim Video-Modus. Der liefert nicht nur richtig gute Bildqualität in 4K-Auflösung, er komprimiert die mp4-Video-Dateien mit dem neuen H.265-Codec. Der wird zwar noch nicht von allen PC-Programmen unterstützt, liefert aber sehr gute Ergebnisse bei niedrigen Dateigrößen und die Kompatibilität wird in den kommenden Wochen und Monaten sukzessive steigen. Regelt man die Auflösung der Videos herunter, sind dank höherer Bildraten auch Zeitlupenvideos bis zu 0,25-facher Geschwindigkeit möglich. Im Gegenteil beherrscht die NX1 aber auch Zeitraffer bis zu 20-facher Geschwindigkeit. Fans von TimeLapse-Videos freuen sich dagegen über den programmierbaren Intervall-Auslöser.


Bildqualität und Rauschverhalten

Am Gespanntesten dürfte man aber auf die gelieferte Bildqualität sein. Doch hier braucht sich der Samsung-Bolide nirgends verstecken: Feinste Strukturen werden fein aufgelöst, Farben realistisch wiedergegeben. Vor allem in den unteren Bereichen der ISO-Empfindlichkeit reicht die Bildqualität an Vollformat-Kameras heran. In den höheren ISO-Bereichen verlieren die Bilder allerding ab ISO-3200 leicht an Details. Dass aber die 28 Millionen Bildpunkte auf der kleinen Sensorgröße in starkem Rauschen resultieren, braucht niemand zu befürchten – die NX1 hält mit der Konkurrenz mit. Erst ab ISO-6400 sollte mit der guten, konfigurierbaren internen Rauschreduzierung gegengewirkt werden. Für Ausdrucke ist aber noch weiter Luft nach oben. Auf den Maximalwert von 51.200 sollte man nach Möglichkeit trotzdem verzichten.

Der Dynamikumfang ist groß und lässt vor allem im RAW-Format viel Spielraum für die Nachbearbeitung (Foto: Eric)Inklusive Optimierung in Lightroom ist selbst an hellsten und dunkelsten Stellen im Bild noch Zeichnung zu sehen (Foto: Eric)



Fazit

Dank der NX1 ist Samsung mit einem Paukenschlag im Semiprofi- und Profi-Segment angekommen. Die Kamera ist allen Herausforderungen eines ambitionierten Hobby- und Berufsfotografen gewachsen. Die Bedienung ist schnell erlernt und geht flott von der Hand. Der Bewegtbildmodus liefert nicht zuletzt wegen des modernen Codecs fantastische Videos. Die Zielgruppe ist – nicht zuletzt auch angesichts des Preises von etwa 1700 Euro mit 16-50mm Kit-Objektiv (Stand: 28. Dezember) – klar gesteckt: Amateurfotografen, die neue Herausforderungen mit einer guten Kamera bewältigen wollen und Profis, die einen zuverlässigen und dennoch leichten Begleiter brauchen. Doch ist die NX1 jeden Cent wert. Man darf nun gespannt darauf sein, wie Samsung die Erfahrungen in Zukunft weiter ausbauen wird.

 

Getestete Objektive

Die Qualität der Fotos hängt neben der Kamera auch von der verwendeten Optik ab. Zusammen mit der NX1 hat Samsung ein 50-150mm Tele-Zoom mit f/2.8 Offenblende vorgestellt. Neben der Schnellzugriffstaste „iFunction“ für wichtige Bildparameter glänzt das Objektiv mit stechend scharfen Bildern Dank vergüteter Linsen und einem samtig weichen Bekoh. Darüber hinaus ist es mit einem effektiven Bildstabilisator ausgerüstet. Das Gewicht des „S 50-150mm f/2.8 ED OIS“ hält sich mit 915 Gramm in Grenzen. Eine Stativschnalle und ein Objektivbeutel werden mitgeliefert.
Preis: ca. 1600 Euro (Stand: 28. Dezember)

Auch das Premium-Objektiv „S 16-50mm f/2-2.8 ED OIS“ ist einen Blick wert, denn neben der ebenso hervorragenden Bildqualität (trotz leichter Farbsäume an den Bildrändern) ist insbesondere die große Anfangsblende von f/2.0 für das Fotografieren in widrigen Lichtbedingungen interessant. Auch das 16-50mm ist mit einem Stabilisator und der iFunction-Taste ausgerüstet und wird mit Objektivbeutel geliefert.
Preis: ca. 1050 Euro (Stand: 28. Dezember)

 


Dieser Test entstand im Zusammenhang mit einer Produktion für die Zeitung Die WELT und wurde zuerst auf welt.de am 07. Januar 2015 veröffentlicht. Text und Fotos © Eric Paul/Foto-Prisma.de